Immer und immer wieder lese ich - vor allem auf Facebook - die Frage:
wie mache ich Geld mit meinem Blog?
Wie bekomme ich mehr Klicks?
usw.
Und dann frage ich mich immer: Warum?
also, seit wann geht es bei einem blog darum, damit Geld zu verdienen?
Weil ich irgendwann das Gefühl hatte, ich bin die einzige, die ein blog nicht als Geschäft betrachtet, sondern als eine Kommunikationsmöglichkeit, habe ich dann sogar noch mal die Definition von blog auf Wikipedia nachgelesen.
und sieh da, ich hatte Recht
(wie immer):
ursprünglich waren blogs nichts anderes als öffentlich im Internet lesbare Tagebücher von Menschen, dann in der Zeit vor Facebook (ja, liebe Kinder, es gab ein Leben vor Facebook, und sogar eure Eltern können sich noch dran erinnern. Meistens.) eben auch Kommunikationsplattformen (daher kommt die Kommentarfunktion, sie war ursprünglich nicht als Gewinnlosnummer konzipiert).
Schaufenster der eigenen Kreativität, in vielen Fällen, oft auch so eine Art Fotoalbum für weit entfernt lebende Grosseltern.
Heute scheint ein Grossteil der Blogger unter einem blog ein Geschäftsmodell zu verstehen.
Was mich am Anfang nicht störte, schliesslich war es ziemlich cool, mitzuerleben, wie einige Blogger damit den Sprung in die Welt der Schnittmuster-Designer, Stoffdesigner, Stoffladenbesitzer schafften (um mal bei meinem Interessen zu bleiben).
Leider kam dann irgendwann der Punkt, an dem es kippte, meines Erachtens.
Aus tollen Blogs wurden reine Werbeplattformen.
Jeder Blogbeitrag wurde nur noch genutzt, um Werbung für irgendwas zu machen. Das neue Schnittmuster, der neue Stoff, die vom Sponsor betriebene Hotelkette. Was auch immer, denkt euch was aus.
Es gibt blogs, die habe ich früher täglich 3x angeklickt in der Hoffnung, es gibt einen neuen Beitrag, heute lese ich sie gar nicht mehr, weil sie nur noch nerven und langweilen. Und nichts sind als verkappte Werbung.
Neide ich den Bloggern ihren finanziellen Erfolg? ihre 15 Minuten Ruhm?
Nö.
Mein Mann hat mir jahrelang in den Ohren gelegen, ich soll doch aus meinem blog irgendwie Geld machen, wenn ich wieder stolz berichtet habe, ich hätte einen neuen "Follower"
Man, das ist für mich als Mutter von 4 Kindern, der nie jemand zuhört, echt total cool, das es Menschen aus aller Welt gibt, die meinem Blog lesen. Und sich für meine genähten Sachen interessieren.
Ich kann das immer noch nicht fassen, das so viele Menschen lesen wollen, was ich schreibe. Und das, wo ich noch nicht mal immer Lust habe, alle Umlaute einzufügen.
Aber ich hätte einfach keine Lust dazu, Artikel zu schreiben, weil ich eine gewisse Klick-Rate pro Monat oder Woche oder wie auch immer das geregelt ist, zu erfüllen, wenn es gerade nix zu sagen gibt.
Oder Blogberichte über "Pflegetücher für den Wäschetrockner" zu verfassen oder über mittelmässige Hotelketten, oder über das kostenlose Kundenmagazin vom Schlachter.
Das heisst, mein Blog bleibt das, was er ist.
Mein öffentliches Internettagebuch, meine Möglichkeit, daran interessierte Menschen nah und fern mit Bildern meiner selbst genähte Sachen zu beglücken. Ohne Bezahlung, einfach, weil es mir Spass macht.
Ich freue mich über jeden Leser, wirklich. Aber mir ist es egal ob ihr 5 seid oder 50000.
Und wenn ich hier Bezugsquellen angebe oder sage, xy finde ich toll oder z blöd, dann könnt ihr euch sicher sein, ich sage die Wahrheit, und zwar, weil ich jemanden wirklich empfehlen kann, oder eben auch nicht. Und nicht, weil der mich dafür bezahlt.
Auf deutschen Blogs finde ich besonders schlimm, dass solche Beiträge nicht als Werbung / PR gekennzeichnet sind, und man nur
im Text beiläufig erfährt, dass ein "lovely Sponsor" auf die Reise nach Reykjavik eingeladen hat oder "30 andere Blogger und ich" (
<--- ganz böse, bedeutet, dass auf 29 weiteren blogs über das selbe Ereignis zu lesen sein wird, heute, morgen oder diese Woche) von der "Bielefelder Herrenboutique der Papst" zur Relaunch-Party eingeladen waren.
Englisch sprachige Blogs haben zumindest meist in der Überschrift oder unter dem Blogeintrag einen Hinweis darauf, dass der Blogger für das Verfassen des Artikels mit Geld oder kostenlosen Produkten bezahlt wurde - und dann folgt oft der Hinweis "opinions in this posts are 100% my own" (die in dem Artikel geäusserte Meinung bzw. Beurteilung der Produkte sind 100% mein (geistiges) Eigentum).
Ist ja ganz logisch, wenn man ein kostenloses Paket Bratwurst im Wert von 50 Euro oder 50 Euro Bezahlung für einen Artikel über Bratwurst bekommt, dann beeinflusst das die geäusserten Meinungen natürlich kein bisschen. Oder?
Ein sehr interessanter Artikel hierzu (auf englisch):
opinions in this posts are 100% my own
Das ist auch der Grund, warum ich das hier jetzt mal niedergeschrieben habe.
Im übrigen interessiert mich auch das Design eines Blogs,
die Frage, ob es ein total geniales eigenes Logo gibt, nicht wirklich besonders.
Ich brauche auch nicht 100% Profi-Fotomagzin geeignete Bilderstrecken von jedem gezeigten Teil.
Mich interessieren Artikel über, schöne, selbst gemachte Sachen, leckere Rezepte, individuelle Reiseberichte, schöne neue Stoffe, whatever.
Und nein, ich finde es nicht verwerflich, wenn man mit seinem Blog Werbung für den eigenen Dawanda-Shop macht oder seine selbst gedruckte Geschenkpapier-Serie zum Kauf anbietet. So lange der Blog mehr ist als eine reine Werbeplattform, und der Inhalt nicht zum Transport der Selbst-Werbung wird, warum nicht? Und wenn ihr den weltschönsten Stoff in eurem Laden verkauft, will ich selbstverständlich auch einen Meter davon abhaben!
Ich würde im Gegenzug auch....
Ich lass das jetzt mal so stehen, vielleicht bearbeite ich es noch mal nach.
euch allen ein schönes Wochenende