Sonntag, 25. Oktober 2020

🇺🇸 read: Never let me go by Kazuo Ishiguro

 My friend Wendy asked me to read this book. I am happy she did.



Kathy, Ruth, Tommy and their friends attend a British boarding school, Hailsham.
And while there are many elements that one recognizes from boarding school stories, something about this one is off. 
The story is told from Kathy’s perspective, but there is always something missing. Some key information, that allows the reader to get the bigger frame about this school.

The book follows the three main characters in a typical coming of age story, leaving the school, starting their lifes. But they are not free in their choices.

It’s fascinating how Ishiguro achieves to transmit the theme of the book into the way he narrates the story, the reader is experiencing the same puzzling feeling that there is something one just can’t put the hand on that the characters deal with.

Even after finishing the book, there are so many answers missing. The big WHY  and HOW is still in the room. And this is very much intentional, and it makes this book so very haunting. 

After finishing the book, I read some reviews and critics, and while everyone agrees it is a great book, almost everyone struggles to put it into a box: Is it a coming of age story? Is it sci-if? Maybe horror? 
It is also a very philosophical book, but not in a shove it in your face kind of way.

What is fate? Can you change or at least influence your fate? Are we free in our decisions? What makes us human? Do we have a soul, and how does it show? 

There is also a movie from 2010 with a really great cast that I want to watch now.
Thank you for recommending this book to me, Wendy!

PS 🇩🇪 ein absolut faszinierendes Buch, aber ich könnte mich jetzt schon wieder endlos über die deutsche Titel-Übersetzung aufregen. “Lass mich niemals gehen” wäre ein toller Titel gewesen, der dem Original voll entspricht. Der Deutsche Titel “alles, was wir geben mussten” ist ein echtes Ärgernis, weil er wichtige Teile der Handlung vorwegnimmmt und einen Teil der sehr überlegten, durchdachten Erzählweise des Romans kaputtmacht. Ich kann so etwas einfach nicht verstehen.
(🇺🇸 This is a rant in German about the title translation. It changed from “Never let me go” To “everything we had to give” and it makes me really mad how this interferes with the clever way the book is narrated)

Samstag, 10. Oktober 2020

Genäht: Frau Amela - ein T-Shirt. Oder: von meinem schwierigen Verhältnis zum Nähen von Kleidung

 Zufällig habe ich mich am Donnerstag mit der Frage beschäftigt, wann ich das letzte Mal ein Kleidungsstück genäht habe. Die Antwort ist (wohl) 2018. Erinnern kann ich mich daran nicht, aber es ist das letzte, was ich finden konnte.

(Extrem amerikanisches ;-) Kleid zum ersten Schultag. Ich hatte heimlich gehofft, es vielleicht als Erbstück an einem meiner Enkelkinder zu sehen, aber eine heftige Ladung grüner Farbe, komplett Fleckenentferner-resistent, hat dieses Kleid schon nach drei Monaten ins Nirvana befördert.)

Gefühlt habe ich eine Zeitlang, besonders als meine jüngste Tochter klein war, gefühlt im Wochenrhythmus, aber ganz bestimmt jeden Monat, Kleidung genäht, insbesondere für das jüngste Kind.

Das ich damit aufgehört hat, hat viele Gründe. Unter anderem habe ich wieder angefangen, mehr zu arbeiten, und hatte  dementsprechend weniger Zeit. Das Kind wurde größer, und während es viel Spaß macht, für kleine Kinder kunterbunte Mini-Teile zu zaubern und man nur geringe Stoffmengen braucht, ist es durchaus weniger spaßig, einfarbig schwarze Kleidungsstücke für Tweens zu nähen, für die man mindestens einen Meter Stoff braucht. Zumal man sie dann meist schon billiger kaufen kann - das fast fashion Thema.

Und während ich kein Problem damit habe, zu Hause in gammeligen Jogginghosen und Sweatshirt rumzulaufen, ist es etwas komplett anderes, sich in einem nicht-professionellen Kleidungsstück vor eine Gruppe Uni-Studenten zu stellen.

Ich habe besonders in den USA immer mit großer Faszination auf die unglaublichen Berge von Kleidung in “walk in closets” geguckt, die einige Leute haben. Und während ich durchaus eine überquellende Regale habe, gehört mein Kleiderschrank definitiv nicht dazu. Ich bin auch nicht so modisch gekleidet, dass ich jede Saison was neues brauche, im Gegenteil, ich liebe nichts mehr als zuverlässigen Lieblingskleidungstücke. Und als unterdurchschnittlich kleiner Mensch mit besonders kurzen Beinen und mit mindestens durchschnittlichem,  mitterweile sogar überdurchschnittlich hohem (seufz) Gewicht fand ich Klamotten-Kaufen auch nie besonders lustig oder entspannend (Wisst ihr, wie wenig Bekleidungshersteller Hosen in Kurzgrößen anbieten? Und nein, bei zu langen Hosen sind nicht nur die Beine zu lang, der ganze Sitz ist falsch)

Trotzdem brauche auch ich ab und zu mal neue Kleidung oder habe Lust, mal was anderes, neues zu tragen. Da kommt angesichts der ganzen “fast fashion” Problematik aber bei mir oft ein schlechtes Gewissen auf (ich empfehle euch Aja Barber auf Instgram, wenn euch dieses Thema interessiert) oder ich finde einfach nicht, was ich suche. Zum Beispiel ein gut sitzendes, einfarbiges T-Shirt. Bevorzugt in grau, schwarz oder weiß.

(Ich habe letztes Jahr drei gekauft. Ein weißes und zwei dunkelblaue, weil ich keine schwarzen finden konnte. Qualitativ so unglaublich schlecht, dass ich sie nie wirklich mochte. Das weiße habe ich mittlerweile zu Putzlappen zerschnitten, die blauen trage ich noch. Aber nicht gerne.)

Und so dachte ich mir: vielleicht solltest du es doch wieder mit dem selber nähen probieren. 

Daher habe ich mir im Sommer ein T-Shirt Panel und ein passendes Schnittmuster (schnell! Einfach! Lockerer Sitz!) bei hedi näht bestellt. Eigentlich wollte ich das T-Shirt noch im August nähen, aber Dank DPD und einer dadurch um eine Woche verzögerte Lieferung und aus anderen Gründen hat es dann nicht mehr geklappt.

Also jetzt.


Dafür, dass ich seit Jahren nicht mehr genäht habe, ist es gut geworden. Es sitzt auch gut, wenn auch für meinen Geschmack einen Tick zu groß. Eine kleine Falte am Ausschnitt muss noch weg. 

Auf jeden Fall ein Schnittmuster, dass ich wieder nähen werde. Zumal es auch einen Langarm-Ärmel gibt, und für ein Langarmshirt hat es, glaube ich, genau den richtigen Sitz. 

Und vielleicht fange ich doch wieder an, mehr von meiner Garderobe selbst zu nähen.

Vor allem möchte ich gerne noch ein Schnittmuster, dass ein bisschen figurbetonter sitzt als Frau Amela.

Zwei Schnittmuster, die ich schon habe, und unbedingt noch nähen möchte:

Wiksten Haori 

Merchant & Mills - Factory  dress

Schnittmuster, das ich unbedingt kaufen und ausprobieren möchte:

Zadie Jumpsuit 

Mal sehen, ob ich meine Vorsätze umsetzen kann.





Gelesen 🇩🇪 Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit

 Das schöne am #quilterspassportgermany - wo man Bücher lesen und an andere Lese- und Näh-Enthusiasten weiterschickt - ist, das man durchaus auch mal Bücher in die Hand bekommt, die man von alleine nie gefunden hätte.


Vom Ende der Einsamkeit gehört dazu.


Jules lebt mit seinem Eltern in München, eine typische Familie, drei Kinder - Liz, Marty und Jules, der jüngst. 

Doch dann, als Jules 10 Jahre alt ist, kommen seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben. Die drei Geschwister kommen in ein Internat - nein, nicht so eins wie Burg Möwenfels oder Linderhof oder gar Hogwarts - sondern ein staatliches, unglamouröses, wo es noch nicht mal genug Abendessen gibt, um satt zu werden.

Noch schlimmer als das Internat an sich ist für Jules, dass es den Geschwistern nicht gelingt, als Familie zusammenzubleiben: die beiden Großen sind in einem anderen Teil des Internats untergebracht, mit sich und ihrer Pubertät beschäftigt.

Doch dann tritt Alva in sein Leben, und das rothaarige Mädchen mit dem schiefen Zahn und der Brille wird seine beste Freundin - bis die gemeinsame Schulzeit endet, und Jules sein Leben selbst in die Hand nehmen muss.

Nach ungefähr 200 Seiten habe ich Schnellmerker gemerkt, dass Jules und ich genau gleich alt sind - beide 1973 geboren - und das Buch folgt Jules bis 2014 (Gott sei Dank völlig Corona-frei. Was für eine Erleichterung)...

Jules Leben ist von der Frage bestimmt, wer er ist, was sein Schicksal ist, wie er sein Leben leben soll. Und ob dieses Leben anderes verlaufen wäre, hätte er seine Eltern nicht so früh verloren. Mit seinen Geschwistern zusammengehalten. Andere Menschen getroffen. Andere Entscheidungen.

Es ist kein Buch, dass einen mitreißt, aber es zieht einen hinein in dieses Leben von Jules, das nicht so geradlinig verlaufen ist, wie es hätte können. Das durch unzählige richtige und falsche Entscheidungen, durch Mut und Angst und Liebe und Freundschaft zu dem wird, was es ist. Und es erzählt auch eine hinreißende Liebesgeschichte.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, der Sog ist immer stärker geworden, und die letzten 150 Seiten habe ich in einem Rutsch weg gelesen.